Der Schriftsteller und das Polstermöbel

Manche Leute lesen gerne, manche lesen ungern. Manche lesen auch Ungarn. Also Romane von ungarischen Autoren, meine ich.
Ich lese sehr gerne. Und sehr, sehr gerne Romane von Haruki Murakami. Und weil ich alle bisher erschienen Romane (und auch Nicht-Romane) von ihm schon gelesen und bereits wieder-gelesen habe, werde ich nun all seine Romane noch einmal in chronologischer Reihenfolge lesen. Ihr seht, ich mag den wirklich ganz schön gerne…

Aber was hat das nun mit unserem vonDrecksgold-Möbelblog zu tun?

Bei der Lektüre des Murakami-Romans Nr. 4, „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“ stoße ich doch tatsächlich auf Seite 62 meiner Taschenbuchausgabe auf Folgendes: Der namenlose Ich-Erzähler befindet sich im unterirdischen Geheimlabor des Professors, um Daten zu waschen. In den vorgeschriebenen 30-minütigen Arbeitspausen legt er sich, wie er dies häufig zu tun pflegt, auf dessen Sofa, das er als bequem erachtet, was für ihn keine Selbstverständlichkeit darzustellen scheint.  

Zitat: 

„Bei meiner Arbeit komme ich viel herum und lege mich in den Pausen stets hin, aber bequeme Sofas finde ich selten. In der Regel sind es ungeschlachte Dinger, die man sich aufs Geratewohl angeschafft zu haben scheint, und selbst die schönen Sofas, denen man auf den ersten Blick ansieht, daß sie teuer waren, enttäuschen meistens, wenn man sich erst einmal darauf ausstreckt. Warum die Leute bei der Wahl ihrer Sofas dermaßen nachlässig sind, ist mir ein Rätsel.

Er scheint sich also mit der Materie intensiver zu befassen. Hören wir nun seine weitere Expertise:

Ich bin davon überzeugt – das ist eines meiner Vorurteile -, daß sich die Vornehmheit eines Menschen in der Wahl seines Sofas zeigt. Das Sofa ist eine der festen Burgen, die sich nicht erschüttern lassen. Das wissen aber nur die, welche mit bequemen Sofas großgeworden sind. Es ist dasselbe, wie mit guten Büchern oder guter Musik großgeworden zu sein. Ein gutes Sofa gebiert wieder ein gutes, ein schlechtes ein schlechtes. So ist das nun einmal.“

Und weiter:

„Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die Luxuslimousinen fahren, zu Hause aber höchstens zweit- oder drittklassige Sofas haben. Solchen Leuten traue ich nicht. Ein teures Auto hat seinen Wert, ohne Frage, aber es ist und bleibt eben nur ein teures Auto. Jeder, der Geld hat, kann sich eins kaufen. Zum Erwerb eines guten Sofas aber braucht man Würde, Erfahrung, Philosophie. Geld braucht man auch, aber eben nicht nur Geld allein. Ohne feste Vorstellung davon, was Sofa heißt, kann man ein erstklassiges nie und nimmer erstehen.“

Dem habe ich für heute nichts weiter hinzuzufügen! Arigatou gozaimasu, Murakami-san! 

Na gut, eins noch: Kauft alle seine Bücher! (Aber nicht bei diesem großen Online-Verkaufsportal, sondern in der guten alten Buchhandlung um die Ecke. (Wäre doch schade, wenn die ausstürben, wie die Videotheken…) Und wenn doch online, dann wählt doch gebrauchte Exemplare, die werden euch sehr dankbar sein.

Ok. Ein allerletztes: Übrigens mag ich auch andere Autoren wahnsinnig gerne: Auster, Coupland, Eggers, Hustved….um einige der mir liebsten zu nennen. Mal sehen, ob ich bei denen auch Zitate zu  Möbeln, Design, die Rettung der Welt und anderem entdecke, was zu vonDrecksgold passt. Dann wird aus dem hier eine kleine Sonderreihe. Jetzt ist aber wirklich Schluss für heute! Ich muss in die Werkstatt, denn da wartet schon der nächste Patient. Mehr dazu demnächst hier.

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Meine Taschenbuchausgabe: liebevoll zerlesen.

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