Sommerzeit ist Reisezeit!

VORWORT: Dieser Beitrag ist eine Reise in die Vergangenheit. Die Veröffentlichung des Textes vor der Reise wurde durch diverse Umstände, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, torpediert. Nur soviel sei dazu gesagt: Wer die Hand-Mund-Fuß-Krankheit für einen Witz hält, hat noch keine Kinder…Begeben wir uns aber nun gemeinsam auf die Reise von der Gegenwart in die Vergangenheit, um irgendwann Back to the Future zu landen. Zwar haben wir keinen Delorean, aber dafür hat unser guter, alter Skoda Oktavia Kombi in diesem Beitrag eine tragende Rolle. (Manche Wortspiele sind zu platt, um sie sich zu verkneifen!) And here we go! VORWORT ENDE.

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Sommerzeit ist Reisezeit!

Und bevor wir uns für eine (viel zu kurze! – und das ist uns vorher schon klar!) Woche in den Familienurlaub nach Dänemark verabschieden, hier noch schnell unsere Geschäftsidee für das bei Touristen trotz rückläufiger Tendenzen im Städteranking nach wie vor beliebte Berlin.

Gemeinsam entwickelt wurde die Idee mit der von uns hochgeschätzten, sich in der touristischen Hochburg Friedrichshain auskennenden, da dort befindlichen Bar „Sieben“ , dem „überdurchschnittlich sympathische[n] Getränkekonsum-Etablissement am Ostkreuz“ (Zitat: vonDrecksgold)  (previous).

Als vor ein, zwei Jahren die ersten Sightseeing-Doppeldecker-Busse gesichtet wurden, die die Wühlischstraße entlangfuhren, blieb man noch entgeistert und wie plötzlich angewurzelt stehen, selbst wie ein“großer Kraftwagen mit vielen Sitzen zur Beförderung von Personen“ (Zitat: Duden) dreinblickend.

„Hat Disneyland nun tatsächlich klammheimlich seine Dependance in Berlin eröffnet?!?“, wurde gemunkelt. – „Allerdings wäre wahrhaftig kein Bezirk  besser dafür geeignet als Friedrichshain…“, lästerte man hinter vorgehaltenem kleinen Finger, (zufrieden damit, selbst Neuköllnerin zu sein.)

Als wir nun vor einiger Zeit eines der Sieben-Sofas zur Generalüberholung abholten, nutzen wir gleich die Gelegenheit, unseren neuen Dachgepäckträger (den VW-Bus des kleinen Budgets -) zu testen.

Doch halt! Eröffneten sich da – über den schnöden Möbeltransport hinaus-  nicht noch viele weitere Nutzungsmöglichkeiten?!? Wäre es nicht für jeden verlockend, auf diesem Wege von Club zu Club zu touren, eine Chill-out- Pause einzulegen, oder bei einem schönen Glas Moskau Mule Berlin bei Nacht zu beschauen? Noch dazu in einer sich anbietenden, da zur Zeit stattfindenden, lauen Sommernacht? Schlüge da nicht ein jedes Herz vor Entzücken höher, das des Individualtouristen genau wie das des Berliner Clubszene-Liebenden?!

Da ist man selbst (fast) gewillt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Seht selbst!

Unbenannt
Na? Na? Ist das nix??

Nein.

Denn es wurde sich dann doch ziemlich rasch und einstimmig dagegen entschieden. Wie sähe das denn auch aus, wenn die Bedienung statt hinter der Bar zu stehen, neben so ner Tourikutsche herrennen müsste? Der Traffic ums Ostkreuz herum ist außerdem doch jetzt schon viel zu hoch!

Tja. Und wieder einmal konnte vonDrecksgold den Beweis antreten, dass Idee und Dummheit oft nah beieinander liegen. Zumindest was ihre Synonyme anbelangt, die nur durch einen Buchstaben voneinander zu unterscheiden sind…

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NACHWORT
„Kein Vorwort ohne Nachwort!“
Ach so? Ok. Hier bitte…
Huch! Also jetzt finde ich doch glatt das Nachher-Bild, für welches ich sehr, sehr, sehr, sehr, ich betone sehr schwere Bierzeltgarnituren schleppen musste, deren Gewicht mich fast in den Boden gemalmt und auf der anderen Seite der Welt wieder rausgedrückt hätte, Godzillas Fuß ist ein Scheiß dagegen, nicht mehr aufm Rechner!!! ( Jawohl, diesen Satz meine ich vollkommen ernst, und wer das bezweifelt, kann mich mal.) Da muss wohl der neugierige Leser aus der virtuellen Welt hinabsteigen und sich in der Sieben das reale Produkt unseres Tuns anschauen gehen. Und wer uns dann obendrein noch sagen kann, von welchen zwei Synonymen weiter oben die Rede war, bekommt von vonDrecksgold ein Getränk spendiert! Großes vonDrecksgold-Ehrenwort!
NACHWORT ENDE!

Der Schriftsteller und das Polstermöbel

Manche Leute lesen gerne, manche lesen ungern. Manche lesen auch Ungarn. Also Romane von ungarischen Autoren, meine ich.
Ich lese sehr gerne. Und sehr, sehr gerne Romane von Haruki Murakami. Und weil ich alle bisher erschienen Romane (und auch Nicht-Romane) von ihm schon gelesen und bereits wieder-gelesen habe, werde ich nun all seine Romane noch einmal in chronologischer Reihenfolge lesen. Ihr seht, ich mag den wirklich ganz schön gerne…

Aber was hat das nun mit unserem vonDrecksgold-Möbelblog zu tun?

Bei der Lektüre des Murakami-Romans Nr. 4, „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“ stoße ich doch tatsächlich auf Seite 62 meiner Taschenbuchausgabe auf Folgendes: Der namenlose Ich-Erzähler befindet sich im unterirdischen Geheimlabor des Professors, um Daten zu waschen. In den vorgeschriebenen 30-minütigen Arbeitspausen legt er sich, wie er dies häufig zu tun pflegt, auf dessen Sofa, das er als bequem erachtet, was für ihn keine Selbstverständlichkeit darzustellen scheint.  

Zitat: 

„Bei meiner Arbeit komme ich viel herum und lege mich in den Pausen stets hin, aber bequeme Sofas finde ich selten. In der Regel sind es ungeschlachte Dinger, die man sich aufs Geratewohl angeschafft zu haben scheint, und selbst die schönen Sofas, denen man auf den ersten Blick ansieht, daß sie teuer waren, enttäuschen meistens, wenn man sich erst einmal darauf ausstreckt. Warum die Leute bei der Wahl ihrer Sofas dermaßen nachlässig sind, ist mir ein Rätsel.

Er scheint sich also mit der Materie intensiver zu befassen. Hören wir nun seine weitere Expertise:

Ich bin davon überzeugt – das ist eines meiner Vorurteile -, daß sich die Vornehmheit eines Menschen in der Wahl seines Sofas zeigt. Das Sofa ist eine der festen Burgen, die sich nicht erschüttern lassen. Das wissen aber nur die, welche mit bequemen Sofas großgeworden sind. Es ist dasselbe, wie mit guten Büchern oder guter Musik großgeworden zu sein. Ein gutes Sofa gebiert wieder ein gutes, ein schlechtes ein schlechtes. So ist das nun einmal.“

Und weiter:

„Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die Luxuslimousinen fahren, zu Hause aber höchstens zweit- oder drittklassige Sofas haben. Solchen Leuten traue ich nicht. Ein teures Auto hat seinen Wert, ohne Frage, aber es ist und bleibt eben nur ein teures Auto. Jeder, der Geld hat, kann sich eins kaufen. Zum Erwerb eines guten Sofas aber braucht man Würde, Erfahrung, Philosophie. Geld braucht man auch, aber eben nicht nur Geld allein. Ohne feste Vorstellung davon, was Sofa heißt, kann man ein erstklassiges nie und nimmer erstehen.“

Dem habe ich für heute nichts weiter hinzuzufügen! Arigatou gozaimasu, Murakami-san! 

Na gut, eins noch: Kauft alle seine Bücher! (Aber nicht bei diesem großen Online-Verkaufsportal, sondern in der guten alten Buchhandlung um die Ecke. (Wäre doch schade, wenn die ausstürben, wie die Videotheken…) Und wenn doch online, dann wählt doch gebrauchte Exemplare, die werden euch sehr dankbar sein.

Ok. Ein allerletztes: Übrigens mag ich auch andere Autoren wahnsinnig gerne: Auster, Coupland, Eggers, Hustved….um einige der mir liebsten zu nennen. Mal sehen, ob ich bei denen auch Zitate zu  Möbeln, Design, die Rettung der Welt und anderem entdecke, was zu vonDrecksgold passt. Dann wird aus dem hier eine kleine Sonderreihe. Jetzt ist aber wirklich Schluss für heute! Ich muss in die Werkstatt, denn da wartet schon der nächste Patient. Mehr dazu demnächst hier.

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Meine Taschenbuchausgabe: liebevoll zerlesen.

skør ternet mønster


Manch einer stellt solch einen Møller Chair Model No.75 (von N. O. Møller, 1954) zum Sperrmüll, manch anderer stellt ihn für viel Geld zum Verkauf ins Internet.
Und wieder andere stellen uns die Aufgabe, diesen wieder sitzbar zu machen. Wie schön!
Die ursprüngliche Bespannung war technisch sehr elegant gearbeitet, musste sich aber nach vielen Jahren des aufreibenden Kampfes dem Erzgegner Materialverschleiß geschlagen geben. So ging sie den Weg, den alles Stoffliche früher oder später gehen muss, und führte den Stuhl geradewegs zu uns.
(Wer Zeit und Muse hat lese doch bitte den Verschleiß-Wikipedia-Artikel und die dazugehörige Diskussion. Es ist spannender, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Man kann dabei nicht nur einen hübschen Fachterminus lernen (Tribologie), mit dem man vor Nicht-Werkstoffwissenschaftlern glänzen kann, sondern kommt über die Physik auch auf philosophisch-metaphysische Fragen (etwa das Leib-Seele-Problem) und landet gar bei der zu unserer Thematik passenden „Geplanten Obsoleszenz“, interessant dazu auch das Buch von Christian Kreiß.)
Es mag eine große Klammer sein, die ich da öffne (und wieder schließe). Aber wenn man etwas nachdenkt, tun sich da ja Welten auf…
Zurück zu unserem kleinen Beitrag. Nach einem herrlichen Ausflug auf einen Autoschrottplatz, um Gurte für ein anderes Projekt zu besorgen (mehr dazu hier), hatte ich die Idee, diesen Stuhl nicht klassisch zu bespannen, sondern mit breiten Stoffbändern zu arbeiten. Die roten und blauen Gurte sind aus alten Vorhängen aus meiner Kindheit, der braune Stoff Reste eines vorherigen Projekts. Farblich fügt er sich sehr gerne ins Gesamterscheinungsbild des Zimmers, in das er nun heimgekehrt ist. Und ich hoffe, Familie Møller sieht es uns nach, dass wir ihr großartiges Design etwas modifiziert haben.

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Eine Couch ist eine Couch ist eine Couch…


Allein seit wir dieses Sofa kennen, hatte es schon drei Besitzer. Und mindestens einen vierten hat es noch gegeben.
Wir wissen von wenigstens einem Hund (unserem), der darauf zusammengerollt chillte, einem Kind, das darauf tobte und einem weiteren, das darauf toben wird (unseres), und mehr als 10 Menschen, die darauf eine Nacht verbrachten oder ein Nachmittagsschläfchen hielten (uns nicht mit eingeschlossen).
Unsere Freundin Sarah ist die amtierende „Zuhause-Geberin“ für das Schätzchen, und bereits vor einem Jahr (Januar 2014) versprachen wir ihr zum Geburtstag, das gute Stück einer Rundumkur zu unterziehen.
Nun – zum nächsten Geburtstag – ist es vollbracht. Wir finden auch hier bewahrheitet sich das Sprichwort „Was lange währt, wird endlich gut!“
Die Federung der Polsterung – eine recycelte Matratze – ist ein Traum. Ein Wasserbett ist nichts dagegen.
Das Dessin des neuen Bezugs ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, passt aber wunderbar zum über ihm schwebenden Stillleben.
Und warum nicht einmal die Nase ganz tief ins Rosenbouquet?

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7 aus der Sieben


Unsere erste Auftragsarbeit! Und dann auch noch für die „Sieben“, das überdurchschnittlich sympathische Getränkekonsum-Etablissement am Ostkreuz!
Wir fühlten uns sehr geehrt ob dieses Vertrauens, das uns und unseren Fähigkeiten entgegengebracht wurde.
Insgesamt hatten wir 7 Patienten, zwei Pärchen und ein Trio. Allesamt erschöpft von den Strapazen, die der Dienst an der Gemütlichkeitssfront mit sich bringt.
Einrichtungshäuser verfügen über Strapazierfähigkeitstestmaschinen – wir haben die Wirklichkeit, die uns zeigt, wo wir uns verbessern können. Und was wäre für Sitzmöbel geeigneter als die Dauerbelastung durch auf ihnen gelagerter Füße, schwirrender Zigarettenasche, verkippter Getränke und Hintern jeglicher Form?
Wer in Berlin wohnt oder – wenn er grad nix anderes vorhat -mal auf eine Stippvisite in der Hauptstadt vorbeischaut, dem empfehlen wir von Herzen einen Besuch in der „Sieben“.
Es lohnt sich für alle, die der oralen Flüssigkeitsaufnahme nicht abgeneigt sind, in jedem Fall.
Und ganz nebenbei kann man sich dann ja auch mal persönlich mit „unseren“ Sesseln und Stühlen auseinander“setzen“.