Ich liebe meine Mutter sehr. Ich weiß gar nicht, ob sie das weiß.

Als meine Mutter so alt war, wie ich mit 12, nahm sie all ihren Mut zusammen, ging ins Atelier einer Schneidermeisterin und sagte dieser, dass sie bei ihr in die Lehre gehen wolle.
Die Frau sah das kleine Mädchen an, lachte und meinte, sie solle am nächsten Tag noch einmal mit ihrer Mutter wiederkommen. Sie glaubte dem zierlichen Kind wohl nicht, dass es schon alt genug sei, eine Berufsausbildung zu beginnen.
Tatsächlich aber ging meine Mutter bereits in einer Näherei in die Lehre – allerdings gefiel es ihr nicht, dort immer und immer wieder nur den gleichen Arbeitsschritt zu wiederholen. Sie wünschte sich, den ganzen kreativen Prozess zu gestalten. Also nahm sie es selbst in die Hand – zitternd und mit Herzklopfen zwar, aber sie hat sich getraut: sie änderte etwas grundlegend ihr Leben Mitbestimmendes nach ihren Wünschen.
(Und das in einem Alter, in dem ich noch nicht mal die Hälfte meiner Schulzeit absolviert hatte, und es mir noch eine ganze Weile im warmen Nest genannt Kindheit gemütlich machen konnte.)

Dies ist eine meiner Lieblingsanekdoten über meine Mutter, die einer der kreativsten Menschen ist, die mir je untergekommen sind. (Den Wunsch, selbst kreativ zu sein, habe ich durch sie. Ich gäbe viel, auch etwas von ihren praktischen Fähigkeiten geerbt zu haben.)

Noch etwas für sie sehr Bezeichnendes, das ich in dieser Reinform noch bei niemand anderem erlebt habe, ist, dass sie sich praktisch nie etwas gönnt. Wenn sie einmal in einem Laden etwas gefunden hat, das ihr gefällt – was selten genug vorkommt – dauert es meist so lange bis sie sich durchgerungen hat, es sich zu kaufen, dass es nicht mehr da ist!

Wenn meine Mutter sich also eines der seltenen Male etwas entschieden wünscht, dann möchte man es ihr erfüllen.

Gerlindes Roller also!

Ein Roller für Erwachsene. Aber einen Sattel muss er haben. Damit man sich setzen kann, wenn man mit Schwung den Berg wieder runterrollt.

-Falk, bau meiner Mutter einen Roller!
-Ok.
(Kurzform des Dialogs.)

Und hier ist das Ergebnis!

Nachtrag 1: Papa, dich liebe ich auch!

Nachtrag 2: Und für alle, denen ich an dieser Stelle keine Liebeserklärung mache – zum Trost sozusagen – ein link zu Schlaukopf.de, einer Internetseite, auf der man sein Schulwissen ab der 1.Klasse testen kann. Und glaubt mir, das macht 1000 Mal mehr Spaß, als es sich anhört!

Konstruktion-Detail

Aus einem alten Fahrradrahmen und drei Meter Stahlrohr…

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komplett

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Falks Laster


Falks geheime Liebe gilt dem Fahrrad.
Naja, für alle, die ihn näher kennen, ist diese Liebe nicht ganz so geheim…
So wird ein alter Rennradrahmen, der durch einen Sturz arg verbogen wurde, auch nicht einfach in die Tonne geschmissen, sondern erlebt seine Wiedergeburt in einem ihm bis dato fremden Metier – als Lastenrad.
Der Sturz bescherte ihm zwar eine schwere Gehirnerschütterung, aber dem Rahmen die ideale Verbiegung für ein Long John Lastenrad (das Steuerohr war nach dem Sturz senkrecht). 
Was jedoch erstmal ganz einfach klingt, dauerte dann doch 1 1/2 Jahre, in denen immer wieder probiert, zusammen- und auseinandergebaut und geflucht wurde.
Doch da, was lange währt, gut wird, steht das Ding endlich auf seinen 2 Rädern und weil Berlin, was Fahrradleichen angeht, einige Schmankerl bereit hält, sind Teile verbaut, für die er sonst sicher einiges bezahlt hätte.
So haben die Scheibenbremsen (Magura) und die Federgabel (SR Suntour) eine eigene kleine Fahrradleichengeschichte: An einem Sonntagmorgen war Falk in der Nähe des Treptower Parks arbeiten, und da die halbe Stadt ihren Rausch ausschlief, beschloss er, noch kurz auf die Insel der Jugend zu fahren, um sich ans Ufer zu setzen. Die Insel war mit Müll, Kleidungsstücken und Flaschen gezeichnet von der letzten Nacht, zwischen dem ganzen Plunder jedoch lag ein zerstörtes Fahrrad, dem er natürlich sofort Beachtung schenkte. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass recht hochwertige Teile verbaut waren und beschloss mangels Werkzeug, das Teil an seine Tasche zu schnallen, um es zuhause fachgerecht zu zerlegen. Für ihn ein Tag wie Weihnachten, für mich ein Tag voller „Fahrrad Fahrrad Fahrrad Fahrrad…“
So hat er jetzt aber einen schönen Kind(er)-/Möbel-/Krimskramstransporter gebaut, der uns schon einige Autofahrten erspart hat.
Unser Sohn, Herr Levin, findet es toll; für ihn ist es wie ein Kinderwagen 2.0, schnell und super in den Kurven.

Aber seht selbst…
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Super-duper-aerodynamisches Streamline-Rücklicht (-selbstgebaut, versteht sich).

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Und erst die treuen Augen…

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Ein veritabler Lichtschalter

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Und natürlich…der Innenraum.

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Herrn Levin gefällt sein cooler „Kinderwagen“…

Update: Und jetzt hat’s auch ein Dach überm Kopf! Man nehme ein selbstkonzipiertes Rohrgestell, Fensterfolie und ein altes Zelt aus Festival-Tagen und schwups! hat man einen Regen- und Windschutz par excellence! Cosy.IMG_3444