Die drei ??? und das Vermächtnis des Alvar Aalto

Als Nici noch klein war, schon lange bevor sie überhaupt daran dachte, jemals einen anderen „Beruf“ auzuüben, als mit ihren Spielsachen zu spielen, und auch noch als sie felsenfest überzeugt war, Archäologin und nichts anderes zu werden, hörte sie wahnsinnig gerne „Die drei ???“.

Auch wenn Frau Nathan mittlerweile nicht mehr unsterblich in Justus Jonas verliebt ist, (ja, an dieser Stelle gibt sie unumwunden zu, dem war einst so), gruselt sie sich noch heute bei manchen Folgen.
Und auch ihre Begeisterung für Schrottplätze ist geblieben.

Daher war es ihr ein Fest, als wir in diesem Sommer einen ihrer lang gehegten Wünsche wahr machten und den Schrottplatz Autoverwertung Fröhlich in ihrer alten Heimat besuchten, um die Schrottautos nach brauchbaren Sicherheitsgurten zu durchforsten.

Wir durchstöberten also die Autowracks nach Schätzen, kletterten in ihnen herum und schnitten und rissen jene Teile heraus, die wir für unsere Möbel gebrauchen konnten. Aber jedesmal, wenn wir beim Türöffnen das dicht daneben stehende Auto rammten, zuckten wir zusammen. So tief verwurzelt ist also die anerzogenen Angst davor, einen Kratzer in den Lack des Lieblingsgefährt(en) des Menschen zu machen, dass wir dies selbst reflexartig bei solchen Karren taten, die nicht mehr dem Standard des hochgeschätzen Statussymbols entsprachen. Aber das nur nebenbei.

Wieso waren wir eigentlich überhaupt auf einem Schrottplatz gelandet? Nun, wir dachten uns, welch schönes und hochwertiges Material doch Autogurte darstellen und wie schade es ist, diese nicht einer neuen Bestimmung zukommen zu lassen, wenn sie nicht mehr benötigt werden, zumal es doch so viele von ihnen gibt. Wahrlich sind wir nicht die ersten, die auf solch eine Idee kommen, aber das muss uns ja nicht von ihrer Umsetzung abhalten, wenn wir sie als „hervorragend!“ befinden.

Ziemlich schnell kam uns Alvar Aaltos Stuhl 611 in den Sinn, und wenn wir klauen, dann nur bei den Besten! Und so wurde unser erstes Stück mit Schrottplatzteilen diese kleine Reverenz an einen der wichtigsten Designer Finnlands und der Welt.

PS: Übrigens bietet die Autoverwertung Fröhlich noch ein weiteres, tolles Erlebnis an für Leute, die unter Autoaggression leiden oder auch nicht: Autos zertrümmern. Die Autoverwertung stellt das Auto zur Verfügung und ihr müsst nur noch draufhauen, bis ihr nicht mehr könnt oder wollt! Wer also noch auf der Suche nach einer passenden Geschenk-Idee für Weihnachten ist und in der Nähe von Frankfurt wohnt hier der link. Wir setzen das auf jeden Fall mal auf unseren Wunschzettel.

Und nun noch ein paar Beispielbilder von unserem ersten „Autositz“.

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Einerseits…

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…andererseits.

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Vorher…

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…Nachher!

Falks Laster


Falks geheime Liebe gilt dem Fahrrad.
Naja, für alle, die ihn näher kennen, ist diese Liebe nicht ganz so geheim…
So wird ein alter Rennradrahmen, der durch einen Sturz arg verbogen wurde, auch nicht einfach in die Tonne geschmissen, sondern erlebt seine Wiedergeburt in einem ihm bis dato fremden Metier – als Lastenrad.
Der Sturz bescherte ihm zwar eine schwere Gehirnerschütterung, aber dem Rahmen die ideale Verbiegung für ein Long John Lastenrad (das Steuerohr war nach dem Sturz senkrecht). 
Was jedoch erstmal ganz einfach klingt, dauerte dann doch 1 1/2 Jahre, in denen immer wieder probiert, zusammen- und auseinandergebaut und geflucht wurde.
Doch da, was lange währt, gut wird, steht das Ding endlich auf seinen 2 Rädern und weil Berlin, was Fahrradleichen angeht, einige Schmankerl bereit hält, sind Teile verbaut, für die er sonst sicher einiges bezahlt hätte.
So haben die Scheibenbremsen (Magura) und die Federgabel (SR Suntour) eine eigene kleine Fahrradleichengeschichte: An einem Sonntagmorgen war Falk in der Nähe des Treptower Parks arbeiten, und da die halbe Stadt ihren Rausch ausschlief, beschloss er, noch kurz auf die Insel der Jugend zu fahren, um sich ans Ufer zu setzen. Die Insel war mit Müll, Kleidungsstücken und Flaschen gezeichnet von der letzten Nacht, zwischen dem ganzen Plunder jedoch lag ein zerstörtes Fahrrad, dem er natürlich sofort Beachtung schenkte. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass recht hochwertige Teile verbaut waren und beschloss mangels Werkzeug, das Teil an seine Tasche zu schnallen, um es zuhause fachgerecht zu zerlegen. Für ihn ein Tag wie Weihnachten, für mich ein Tag voller „Fahrrad Fahrrad Fahrrad Fahrrad…“
So hat er jetzt aber einen schönen Kind(er)-/Möbel-/Krimskramstransporter gebaut, der uns schon einige Autofahrten erspart hat.
Unser Sohn, Herr Levin, findet es toll; für ihn ist es wie ein Kinderwagen 2.0, schnell und super in den Kurven.

Aber seht selbst…
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Super-duper-aerodynamisches Streamline-Rücklicht (-selbstgebaut, versteht sich).

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Und erst die treuen Augen…

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Ein veritabler Lichtschalter

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Und natürlich…der Innenraum.

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Herrn Levin gefällt sein cooler „Kinderwagen“…

Update: Und jetzt hat’s auch ein Dach überm Kopf! Man nehme ein selbstkonzipiertes Rohrgestell, Fensterfolie und ein altes Zelt aus Festival-Tagen und schwups! hat man einen Regen- und Windschutz par excellence! Cosy.IMG_3444

Clubsessel „Absinth“


Würde ich Whiskey trinken und Zigarre rauchen – nirgends täte ich es lieber, als in diesem Sessel. Ich bin aber mehr so der Coffee-and-Cigarettes-Typ, wobei: auch das könnt‘ ich mir hervorragend in diesem Sessel vorstellen. Ein Buch in der Hand im Widerschein des Kaminfeuers, tiefsinnige Gespräche mit den Weisen dieser Welt, den Blick aus dem Panoramafenster in die spätnachmittagliche Weite der Savanne…hach. All dies stell‘ ich mir vor, wenn ich diesen Sessel heute sehe.
Als er zu uns kam, formierten sich allerdings gänzlich andere Gedanken in meinem Kopf.
Gefunden haben wir ihn in einem alles andere als brauchbaren Zustand am „Müllbaum“ in unserer Straße, welcher in aller Regelmäßigkeit mit Abfällen jeglicher Art garniert wird. Es wirkt gerade so, als hätten die Menschen vergessen, dass sich ihre Mülltonnen im Hof befinden. Immer wenn ich an diesem Baum vorbeikomme, habe ich wirklich Schwierigkeiten zu begreifen, wie es die Menschheit bis hier her geschafft hat, ohne sich selbst auszurotten. So viel Dummheit tut wahrhaftig weh. – Leider nicht so sehr denen, die Dummes tun, sondern immer den anderen…
Wir sind jedenfalls froh, dass wir das gute Stück retten und ihm seine Würde zurückgeben konnten.
Und: er ist noch immer zu haben. (Über „Sachen kaufen“ gelangst Du in unseren etsy-Shop.)
Solltest Du also noch Platz in Deinem Countryclub haben, mit dem Du bisher nichts anzufangen wusstest…

Update: Der Sessel hat ein schönes neues Heim gefunden. Viele seiner Freunde warten noch darauf, in liebevolle Hände abgegeben zu werden. Schau dich  hier um! 

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