Manch einer stellt solch einen Møller Chair Model No.75 (von N. O. Møller, 1954) zum Sperrmüll, manch anderer stellt ihn für viel Geld zum Verkauf ins Internet.
Und wieder andere stellen uns die Aufgabe, diesen wieder sitzbar zu machen. Wie schön!
Die ursprüngliche Bespannung war technisch sehr elegant gearbeitet, musste sich aber nach vielen Jahren des aufreibenden Kampfes dem Erzgegner Materialverschleiß geschlagen geben. So ging sie den Weg, den alles Stoffliche früher oder später gehen muss, und führte den Stuhl geradewegs zu uns.
(Wer Zeit und Muse hat lese doch bitte den Verschleiß-Wikipedia-Artikel und die dazugehörige Diskussion. Es ist spannender, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
Man kann dabei nicht nur einen hübschen Fachterminus lernen (Tribologie), mit dem man vor Nicht-Werkstoffwissenschaftlern glänzen kann, sondern kommt über die Physik auch auf philosophisch-metaphysische Fragen (etwa das Leib-Seele-Problem) und landet gar bei der zu unserer Thematik passenden „Geplanten Obsoleszenz“, interessant dazu auch das Buch von Christian Kreiß.)
Es mag eine große Klammer sein, die ich da öffne (und wieder schließe). Aber wenn man etwas nachdenkt, tun sich da ja Welten auf…
Zurück zu unserem kleinen Beitrag. Nach einem herrlichen Ausflug auf einen Autoschrottplatz, um Gurte für ein anderes Projekt zu besorgen (mehr dazu hier), hatte ich die Idee, diesen Stuhl nicht klassisch zu bespannen, sondern mit breiten Stoffbändern zu arbeiten. Die roten und blauen Gurte sind aus alten Vorhängen aus meiner Kindheit, der braune Stoff Reste eines vorherigen Projekts. Farblich fügt er sich sehr gerne ins Gesamterscheinungsbild des Zimmers, in das er nun heimgekehrt ist. Und ich hoffe, Familie Møller sieht es uns nach, dass wir ihr großartiges Design etwas modifiziert haben.
Schlagwort: Schreibtischstuhl
Art-Deco vs. Gelsenkirchener Barock
Manchmal verstehen wir die Welt nicht. Dieses seltene Schmuckstück stand in unserem Hinterhof neben den Mülltonnen.
Dieser art-deco-artige Schreibtischstuhl mit der hübschen Schnitzerei ist der bequemste Holzstuhl, auf dem wir je gesessen haben, und Nici hat sich sofort in ihn verliebt.
Die größte Herausforderung war diesmal nicht das Polstern, sondern die Oberflächenbehandlung. Das Holz sträubte sich, auch nach mehrmaligem Abschleifen, die neue Lasur anzunehmen. Aber manche Dinge brauchen eben Geduld.
Als wir ihn nach Wochen endlich online stellen konnten, fand er innerhalb einer halben Stunde einen neuen Besitzer.
Wir gehen davon aus, dass Dir Dein neues Zuhause gefällt. Falls nicht, ruf an. Wir sind immer für dich da!